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Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Europa: Wie Betreiber Risiken effektiv managen können

In Europa geht der Anstieg der Verkäufe von Elektrofahrzeugen (EV) - jeder fünfte verkaufte Neuwagen im Jahr 2022 ist ein EV - mit einem rasanten Wachstum der Ladeinfrastruktur für EV einher. Der Markt für Ladestationen in Europa ist von etwa 10.000 im Jahr 2012 auf eine halbe Million im Jahr 2023 gewachsen. Jeder nationale Markt und jeder Standort einer Ladestation birgt eigene Risiken für die Betreiber von Ladestationen (CPOs).
Electric vehicle charging infrastructure

In Europa geht der Anstieg der Verkäufe von Elektrofahrzeugen (EV) -  jeder fünfte verkaufte Neuwagen im Jahr 2022 ist ein EV - mit einem rasanten Wachstum der Ladeinfrastruktur für EV einher. Der Markt für Ladestationen in Europa ist von etwa 10.000 im Jahr 2012 auf eine halbe Million im Jahr 2023  gewachsen. Jeder nationale Markt und jeder Standort einer Ladestation birgt eigene Risiken für die Betreiber von Ladestationen (CPOs).

Ladestationen (2020- ...)

Gesamtzahl der Ladestellen gemäß der AFIR-Klassifizierung

Quelle: Europäische Kommission: Europäische Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe 

Für CPOs steht viel auf dem Spiel, da die Auswirkungen eines einzigen Schadenereignisses zu schweren finanziellen Verlusten und Haftungsrisiken führen können. Es ist zwingend erforderlich, dass sie ihre Risiken verstehen und quantifizieren, angemessene Risikomanagementrichtlinien formulieren und die richtigen Maßnahmen ergreifen, um ihre Risiken zu mindern und zu übertragen. Gleichzeitig müssen sie ihre Ziele erreichen, wie z. B. die Erfüllung staatlicher Ausschreibungsanforderungen, die Einhaltung von Projektfristen und die Festlegung von Haftungsgrenzen.

Die größten Risiken für Betreiber von Ladestationen

Die vier häufigsten Risiken im Zusammenhang mit der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sind Sachschäden, physische und digitale Betriebsunterbrechungen, Haftungsrisiken gegenüber Dritten und die Nichteinhaltung von Vorschriften.

Sachschäden

Wie sieht Ihr Reaktionsplan für den Fall eines Sachschadens aus??

Als Eigentümer und/oder Betreiber von E-Ladestationen sollten Sie sich der potenziellen Quellen von Sachschäden bewusst sein, von Diebstahl/Vandalismus bis hin zu Unfallschäden durch Fahrzeuge und Brände. Die Programmstruktur Ihrer Sach-Police muss Ihnen die Flexibilität bieten, sie auf neue Standorte zu erweitern, verschiedene Arten und Designs von Ladepunkten zu implementieren und die verwendeten Komponenten auszuwählen.

Achten Sie angesichts von Inflation und Problemen in der Lieferkette darauf, dass Ihr Sach-Versicherungsprogramm gut strukturiert ist. Insbesondere Vermögenswerte sollten genau bewertet und in angemessener Höhe versichert werden, um zu vermeiden, dass Sie im Schadenfall ggf. unversicherte Verluste aufgrund von Unterversicherung tragen müssen.

Physische und digitale Betriebsunterbrechung (BU)

Verfügen Sie über Pläne für den Fall einer physischen oder digitalen Betriebsunterbrechung?

Trotz Redundanzen und Backups kann Ihre Ladestelleninfrastruktur durch Ereignisse wie Überschwemmung, Cyber-Angriffe oder den Ausfall eines wichtigen Lieferanten für Betriebsunterbrechungsverluste anfällig sein.

Nehmen wir zum Beispiel eine Überschwemmung: Selbst, wenn Ihre Ladestationen unbeschädigt sind, können Sie Betriebsunterbrechungsverluste erleiden, da den Endnutzern kein Zugang zu Ihren Ladestationen möglich ist oder diese aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden müssen. 

Haftungsrisiken gegenüber Dritten  

Sind Sie gegen produktbezogene Ausfälle und Schadenersatz angemessen versichert? Um dies zu erreichen, können Sie zum einen dafür sorgen, dass die Garantie für die Komponenten Ihrer Ladestationen (z. B. Ladekabel) so weit reicht, dass Sie von der Haftung befreit sind. Zum anderen können Sie mit einem Makler zusammen Programme entwickeln, die es Ihnen ermöglichen, Risiken auf einen Versicherer zu übertragen. So z. B. ein erweitertes Garantieprogramm für Endnutzer, das Schäden an Fahrzeugen abdeckt, die durch die Nutzung der Ladestation entstehen.

Arbeiten Sie entsprechend mit einem Makler zusammen, der das Fachwissen zum Management komplexer Haftpflichtrisiken unter Beteiligung von Zulieferern, wichtigen Geschäftspartnern, Endverbrauchern und der Öffentlichkeit hat.

Regulatorische und andere Risiken

Sind Ihre Ladeinfrastruktur und Ihr Geschäftsmodell zukunftssicher aufgestellt bei möglichen Regulierungen und zunehmender Prüfung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Prinzipien (ESG)? Ihre Risikomanagementstrategie sollte auf Widerstandsfähigkeit ausgerichtet sein und ESG-Risiken durch konkrete Maßnahmen und die aktive Einbindung der wichtigsten Interessengruppen angehen.

Da jeder Markt seine eigenen Risikobetrachtungen, Vorschriften und Einschränkungen für CPOs hat, sollten Sie eine Risikoportfolioanalyse durchführen, um die Risiken und potenziellen Verluste jedes Marktes zu identifizieren und zu quantifizieren. Andernfalls kann es zu "blinden Flecken" und erheblichen finanziellen und Reputationsverlusten kommen, die sich nur schwer wieder ausgleichen lassen, wenn ein Schadenfall eintritt.

Im Ernstfall, z. B. bei einem Cyber-Angriff, der die persönlichen Daten Ihrer Endnutzer gefährdet, profitieren Sie auch von einem soliden Krisenmanagement- und Geschäftskontinuitätsplan, der Ihren Ruf schützt und weitere Verluste vermeiden hilft. Dies ist besonders in der Europäischen Union (EU) wichtig, da personenbezogene Daten durch die Allgemeine Datenschutzverordnung (DSGVO) streng reguliert werden und Geldstrafen für Verstöße erheblich sein können. Neben präventiven Maßnahmen und Kontrollen sollte jede Führungskraft und jeder Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen eine entsprechende szenariobasierte Schulung erhalten und ein klares Verständnis für seine Rolle und Verantwortlichkeiten in einer Krise oder im Schadenfall haben.

Faktoren, die die Versicherbarkeit von EV-Ladeinfrastruktur beeinflussen

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichts werden CPOs in Europa ausreichende Versicherungskapazitäten für Sach-, BU- und Haftpflichtdeckungen zur Verfügung gestellt. In den wichtigsten Märkten konnten CPOs (z. B. Immobilieneigentümer) ihr bestehendes Versicherungsprogramm in der Regel auch auf EV-Ladepunkte ausweiten.

Die Einfachheit der Platzierung, die Preisgestaltung und die Deckungsbedingungen können jedoch in Abhängigkeit der folgenden Faktoren variieren:

Standort und geografische Lage der Anlagen

Ladestationen für Elektrofahrzeuge in nicht-städtischen Gebieten können höhere Wiederbeschaffungskosten verursachen und sind möglicherweise anfälliger für Stromausfälle oder Schäden durch extreme Wetterereignisse. CPOs in Gegenden mit einer zuverlässigeren Stromversorgung oder einer geringeren Kriminalitätsrate können möglicherweise günstigere Prämien und Bedingungen erhalten.

Art der eingesetzten Ladetechnologie

Hochspannungs-Ladepunkte können ein größeres Haftungsrisiko für die Allgemeinheit darstellen (z. B. durch Stromschlag). Neue Komponenten oder Teile von neuen Lieferanten können ein höheres Risiko für Ausfälle oder Defekte aufweisen, insbesondere bei Rückwärtsintegration. CPOs sollten das vertragliche Haftungsrisiko in Betracht ziehen und das Risiko entsprechend reduzieren.

Vorhandene Maßnahmen zur Risikominderung

Das Anbringen von Pollern um die Ladestationen herum, um versehentliche physische Schäden zu verhindern, die Installation von Sicherheitsüberwachungssystemen zur Verhinderung von Hochspannungsbränden, die Implementierung von Cyber-Kontrollen zur Verhinderung von Cyber-Angriffen und die Wahl von Standorten auf höher gelegenem Gelände oder in Gegenden mit geringer Kriminalität sind Maßnahmen zur Risikominderung, die die Risikostabilität der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge erhöhen und die Versicherungsfähigkeit der Betreiber potenziell verbessern können.

Jüngste Schadentrends und Schadenentwicklung des Sektors

Die Schadentrends und das Schadenaufkommen der CPOs stehen auf dem Prüfstand, und ein größeres Schadenereignis, z. B. eine große Überschwemmung, kann sich auf die Prämien und/oder die Kapazität bei der Sach-/BU-Deckung auswirken.

Neue Ziele für Cyber-Angriffe

Da die Angriffsflächen immer größer werden, entwickeln sich EV-Ladestationen zu einem weiteren Ziel von Cyber-Angriffen. Dies gilt auch für das Hacken von Elektrofahrzeugen selbst. Von den mehr als 100 öffentlich gemeldeten Cyber-Security-Vorfällen in der Automobilindustrie seit Anfang 2022 waren EV-Ladestationen „die Nummer eins unter den neuen Angriffszielen”.

Da Regierungen auf der ganzen Welt darauf drängen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, werden von den Herstellern immer mehr E-Fahrzeuge produziert. Dies erfordert von Regierungen den Aufbau einer größeren Ladeinfrastruktur, um die Nachfrage zu befriedigen. Diese größeren Zentren werden in den Fokus von Cyber-Kriminellen geraten. Bei einer einzelnen Ladestation sind die Auswirkungen minimal, bei einer Ansammlung von vielen Ladestationen wären die Auswirkungen auf Eigentum und Menschenleben jedoch viel größer.

Dies zeigt einmal mehr, warum bewährte Sicherheitsverfahren so wichtig sind. Jedes Gerät, das mit dem Internet verbunden ist, muss Teil einer Risikobewertung sein, und es sollten regelmäßige Penetrationstests durchgeführt werden, um Schwachstellen zu ermitteln. Regelmäßiges Patchen der Systeme ist wichtig, um die Zahl der Vorfälle und die Kosten der Schadenersatzforderungen für die Folgen von Ransomware-Angriffen zu verringern.  

Achten Sie besonders auf die Risikokumulierung

Da CPOs in der Regel mit einem großen Netz von Akteuren geschäftlich und vertraglich zusammenarbeiten, kann dies zu einer Kumulierung von Risiken und größeren Verlusten führen, wenn diese vor dem Risikotransfer nicht richtig bewertet und quantifiziert werden. 

In erster Linie müssen CPOs sicherstellen, dass jede Rückwärtsintegration und Vorwärtsimplementierung von Technologie im Hinblick auf potenzielle Business-to-Business-Risiken bewertet und die optimalen Maßnahmen zur Bewältigung dieser Risiken in jeder Phase des Projektlebenszyklus ermittelt und ergriffen werden. CPOs können auch alternative Risikotransferprogramme - wie Captives, vertragsbasierte Versicherungen und parametrische Versicherungen - über ihren Versicherungsmakler prüfen lassen.

Um sich über den gesamten Lebenszyklus der Ladeinfrastruktur effektiv gegen Verluste abzusichern, müssen CPOs die richtigen Risikoparameter verwenden, um die genauen Haftungsgrenzen und den erforderlichen Versicherungsschutz zu bestimmen. Die Daten und Erkenntnisse aus dem Risikomanagement, wie z. B. die Modellierung des physischen Klimarisikos und die Bewertung von Cyber-Risiken bei „Greenfield“-Projekten sowie regelmäßige Betriebsunterbrechungsüberprüfungen und Krisenmanagementübungen, können die Risikokumulation mindern, den Zugang zu dringend benötigten Finanzierungs- und Versicherungskapazitäten eröffnen und Strategien für den Umgang mit Restrisiken aufzeigen.l risk.

Sichern Sie Ihre Investitionen ab

Die Komplexität und die Verflechtung der Risikofaktoren machen den Betrieb von E-Ladeinfrastrukturen zu einem anspruchsvollen Unterfangen für CPOs, die wichtige Fragen beantworten müssen, wie zum Beispiel:

  • Sind wir über- oder unterversichert?
  • Wie können wir unser Ladeinfrastrukturnetz ausbauen, ohne unbekannte Risiken zu akkumulieren?
  • Wie optimiere ich unser Risikomanagement und unsere Versicherungspraktiken?

Die Zusammenarbeit mit einem der marktführenden Risikoberater und Versicherungsmakler mit fundierten Branchenkenntnissen verschafft Ihnen die Möglichkeit, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Marsh kann ihnen maßgeschneiderte Lösungen zur Risikominderung und zum Risikotransfer liefern und Sie durch die Risikolandschaft für das Laden von Elektrofahrzeugen navigieren. So erhalten Sie eine gute Basis für strategische Entscheidungen und Ihr Geschäftswachstum.

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