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Omnibus: Der Weg ist das Ziel

In Zeiten des Wandels, unterstützen wir unsere Kunden dabei, zukünftige Herausforderungen besser zu antizipieren und aufkommende Chancen durch proaktive Risikoberatung zu nutzen, um so ihre Widerstandsfähigkeit und ihr Wachstum zu fördern.

Am 26. Februar veröffentlichte die Europäische Kommission das sogenannte „Omnibus“-Paket. Dieses enthält Maßnahmen zur Vereinfachung von EU-Vorschriften, die den Zeitpunkt und Inhalt der Nachhaltigkeitsberichterstattung, der Sorgfaltspflichten im Hinblick auf Nachhaltigkeit und der Nachhaltigkeitstaxonomie regeln.

Dieser Rechtsakt befindet sich derzeit im Entwurfsstadium und durchläuft nun das EU-Gesetzgebungsverfahren, bevor er ratifiziert und in Kraft gesetzt wird. Sein Inkrafttreten und der genaue Inhalt werden teils von der anschließenden Umsetzung in lokales Recht in den jeweiligen EU-Ländern abhängen. Die Tatsache, dass das Omnibus-Paket darauf abzielt, Vorschriften zu ändern, die demnächst in Kraft treten – insbesondere die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) und die Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (CSDDD) – kann zu Unsicherheiten für Unternehmen führen, welche sich in der sich stetig verändernden Regulierungslandschaft zurechtfinden müssen.

Ein wichtiger Meilenstein wurde am 3. April 2025 erreicht, als das Europäische Parlament den Teil des Gesetzentwurfs ratifizierte, welcher die Umsetzung der CSRD und der CSDDD verschiebt. Entsprechend einer vorherigen Ankündigung wird erwartet, dass der Rat der Mitgliedstaaten diese Bestimmung ebenfalls unterzeichnen wird, damit das Gesetzgebungsverfahren für diesen Teil des Omnibus-Pakets zügig abgeschlossen werden kann.

In Zeiten der Ungewissheit kann Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor sein, um die Widerstandsfähigkeit von Geschäftsmodellen zu gewährleisten und die sich aus dem Strukturwandel ergebenden Chancen zu nutzen. Laut dem Global Risks Report 2025 sind sieben der zehn größten Risiken nachhaltigkeitsbezogene Risiken, wie klimabedingte Extremwetterereignisse sowie naturbezogene und gesellschaftliche Risiken. Ein wirksames Management dieser Risiken wird für Unternehmen unerlässlich werden und der Druck von Interessensgruppen wird zunehmen, widerstandsfähige Strategien zu entwickeln.

Es gibt mindestens drei Gründe, warum Unternehmen den Weg zu mehr Nachhaltigkeit nicht aufgeben oder verzögern sollten:

1. Nachhaltigkeit als Prozess anerkennen

Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht nur als kurzfristigen Sprint, sondern als langfristige Entwicklung verstehen, haben das Potenzial sich einen echten Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Die Einführung der CSRD und der Europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards (ESRS) bringt neue komplexe Anforderungen mit sich. Unternehmen müssen neue Prozesse etablieren, Führungsstrukturen, Rollen und Instrumente anpassen sowie geeignete Daten erheben.  Diese Anforderungen eröffnen jedoch die Chance, neue organisatorische Arbeitsweisen zu entwickeln, kollektives Denken zu fördern und ein verändertes Verhalten zu verankern.

So können Unternehmen besser priorisieren, finanzielle Risiken und Chancen gezielt angehen und Herausforderungen in den Bereichen Regulierung, Versicherungsmarkt, Technologie, Mitarbeitende oder Reputation besser bewältigen.

Wer den transformativen Charakter dieses Wandels erkennt und frühzeitig handelt, profitiert von weniger Unsicherheiten und einer gestärkten organisatorischen Widerstandsfähigkeit. 

2. Transparenz schafft Wettbewerbsvorteile

Die Regulierung im Bereich Nachhaltigkeit durch verbindliche vorgegebene Berichterstattungsstandards bietet Unternehmen die Chance, den eigenen Wandel aktiv zu gestalten. 

Viele Organisationen haben durch ihren langjährigen Austausch mit zentralen Stakeholdern – etwa Investoren, Kunden, Mitarbeitenden oder Aufsichtsbehörden - bereits Fortschritte gemacht, auch ohne zur Berichterstattung verpflichtet gewesen zu sein. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen und möglicherweise auch Geschäftsentscheidungen beeinflussen, wenn auch – abhängig von Region oder Branche – unterschiedlich schnell. 

Die Märkte verfügen zudem über starke Selbstregulierungsmechanismen. Ein grundlegendes Maß an Transparenz signalisiert, dass Unternehmen die Vertrauensdynamik verstehen, unternehmerische Disziplin wahren und eine Offenheit für externe Prüfungen und Benchmarking zeigen. Diese Faktoren stärken ihre Position im Wettbewerb – sowohl mittel- als auch langfristig.

Darüber hinaus existieren auch in anderen Ländern bereits verbindliche Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die mit den ESRS vergleichbar sind. Dies Anforderungen sind bereits gültig oder treten in naher Zukunft in Kraft. Ein Rückzug oder Zögern in Bezug auf die Umsetzung entsprechender Maßnahmen birgt daher das Risiko, im internationalen Wettbewerb an Boden zu verlieren.

3. Zugang zu Kapital und Risikotransferlösungen

Die europäischen Kapitalmärkte sind im internationalen Vergleich nach wie vor relativ klein und stark vom Bankensektor geprägt. Während sich das börsennotierte Eigenkapital auf 68% des BIP beläuft (verglichen mit 170 % in den USA), stellen Banken in Europa etwa 80 % der Unternehmensfinanzierung bereit – bei Bankaktiva von 300 % des EU BIP (gegenüber 85 % in den USA).

Als Hauptanbieter von Krediten in der EU agieren Banken (und zunehmend auch Versicherer) innerhalb eines zunehmend komplexen und regulierten Umfelds mit einigen Vorgaben im Hinblick auf Klima- und Nachhaltigkeitsthematiken. Diese Compliance-Anforderungen an Banken und Versicherer führen dazu, dass auch sonstige Unternehmen diesen gerecht werden müssen.  So entsteht ein „regulatorischer Übertragungseffekt“, bei dem der Finanzsektor seine Anforderungen an die gesamte Wirtschaft weitergibt.

Unabhängig davon, ob Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind oder diese freiwillig umsetzen, sollten sie folgendes berücksichtigen: 

  • Banken und Versicherer werden vermehrt die Nachhaltigkeit performance bei Asset Allocation und Underwriting-Strategien einbeziehen, um Risiken und Finanzprodukte fundiert zu bewerten.
  • Unternehmen mit klaren Transitionsplänen und nachvollziehbaren Klimastrategien, welche sich an anerkannte Benchmarks halten, bevorzugt finanzieren sowie analysieren, ob Vermögenswerte von akuten und chronischen Naturgefahren betroffen sind .
  • Soziale und Governance-Risiken auf Portfolio-Ebene bewerten und die Einhaltung internationaler Sozial- und Governance-Standards durch die Geschäftspartner berücksichtigen.

Wir unterstützen Unternehmen, ihre Resilienz zu stärken, indem wir die sich wandelnde Risikolandschaft analysieren, auf potenzielle Herausforderungen vorbereiten und geeignete Versicherungslösungen für neue Risiken anbieten. Unsere umfassende Klima- und Nachhaltigkeitsperspektive im Risikomanagement kann Unternehmen helfen, Wettbewerbsvorteile zu sichern und ihren wirtschaftlichen Erfolg nachhaltig zu steigern. Gemeinsam entwickeln wir eine proaktive Strategie, die nicht nur Ihre finanzielle Stabilität fördert, sondern zugleich den Weg in eine nachhaltige Zukunft ebnet. 

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